Organspende - ja, nein oder vielleicht?

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Schandmäulchen
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Re: Organspende - ja, nein oder vielleicht?

Beitrag von Schandmäulchen »

Ich bin nicht gegen Organspende, sondern gegen die Widerspruchsregelung.

Und mit Missbrauch meine ich, dass ein Widerspruch, selbst wenn man ihn immer bei sich trägt, "verschwinden" kann. Das ist bei der Zustimmungslösung nicht möglich. Der Wisch muss schlicht DA SEIN.

Natürlich ist es ein Unding, dass doppelt so viele Bundesbürger Organspende befürworten (und wohl auch nichts dagegen haben, selbst ein Spenderorgan zu bekommen) wie es Organspendeausweis gibt. Selbstverständlich ist da weitere Aufklärung nötig.
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sprungfan
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Re: Organspende - ja, nein oder vielleicht?

Beitrag von sprungfan »

Und was ist mit einem Patienten, der keine Angehörigen mehr hat? Dem kann man Organe entnehmen auch ohne Ausweis.Ist illegal, aber man muß erst mal dahinterkommen.
Will sagen, Mißbrauch ist immer möglich, darüber müssen wir uns im klaren sein, das derzeitige Gesetz ist auch zu umgehen.
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Bugs
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Re: Organspende - ja, nein oder vielleicht?

Beitrag von Bugs »

Ich habe zwar keinen Ausweis aber in meiner Patientenverfügungen steht das sie Organe entnehmen dürfen.
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Sarazena
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Re: Organspende - ja, nein oder vielleicht?

Beitrag von Sarazena »

Schandmäulchen hat geschrieben: Fr 17. Jan 2020, 13:24 Und mit Missbrauch meine ich, dass ein Widerspruch, selbst wenn man ihn immer bei sich trägt, "verschwinden" kann. Das ist bei der Zustimmungslösung nicht möglich. Der Wisch muss schlicht DA SEIN.
Der "Wisch" sollte in jedem Fall da sein, z. B. ein kleines J/N im Perso - so wie für Brillenträger im Führerschein, da gehts ja auch.
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Zwiebel
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Re: Organspende - ja, nein oder vielleicht?

Beitrag von Zwiebel »

Ich habe seit mindestens 30 Jahren einen Organspende-Ausweis. Inzwischen müsste ich "Nein" ankreuzen, denn meine Organe sind nicht mehr geeignet. Zu lange und weiter viele Medikamente nehmen müssen. Sogar meine Augenhornhaut hat zu viele Narben.

Niemand sollte anderen die Entscheidung aufbürden, ob Organe entnommen werden dürfen oder nicht.
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Sarazena
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Re: Organspende - ja, nein oder vielleicht?

Beitrag von Sarazena »

Zwiebel hat geschrieben: Fr 17. Jan 2020, 19:42 Niemand sollte anderen die Entscheidung aufbürden, ob Organe entnommen werden dürfen oder nicht.
Wieso? Wie soll das gehen? Die Entscheidung trifft doch jeder. Die einen besorgen sich einen Ausweis und die anderen treffen die Entscheidung, indem sie sich wegducken und dadurch NEIN sagen.
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Schandmäulchen
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Organspende - ja, nein oder vielleicht?

Beitrag von Schandmäulchen »

wendland hat geschrieben: Do 16. Jan 2020, 20:04 Ich habe bereits seit Jahren einen entsprechenden Ausweis in der Brieftasche.
Von daher fällt es mir natürlich leicht zugunsten der Widerspruchslösung zu plädieren,
aber gerade angesichts der Tatsache, dass angeblich über 80 % der Deutschen für
eine Organspende sind, der Anteil von Inhabern eines solchen Ausweises aber erheblich
niedriger liegt, zeigt, dass Handlungsbedarf besteht. Ich meine, dass die Bürger doch
tatsächlich regelrecht gezwungen werden müssen sich darüber Gedanken zu machen.
Ich habe meine Meinung geändert und schließe mich wendis Argumentation inzwischen
in vollem Umfang an.

Man kann sich den Organspendeausweis auch ausfüllen und zuschicken lassen.
Dieser Ausweis beinhaltet übrigens auch die Option, einer Organspende zu widersprechen.
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Sarazena
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Organspende - ja, nein oder vielleicht?

Beitrag von Sarazena »

Schandmäulchen hat geschrieben: So 7. Jan 2024, 12:25 Man kann sich den Organspendeausweis auch ausfüllen und zuschicken lassen.
Dieser Ausweis beinhaltet übrigens auch die Option, einer Organspende zu widersprechen.
Danke für den Hinweis. Ich habe mir soeben ein Kärtchen bestellt. Der alte "Papplappen" war kaum noch lesbar.

Ich persönlich bin für eine Zustimmungslösung, wobei jeder, bei der Beantragung seines Personalausweises, verpflichtend festlegen muss, ob und unter welchen Umständen er zur Organspende bereit ist, oder nicht. Diese Entscheidung wird in einem Register gespeichert, ist nur für Kliniken und Rettungsdienste einsehbar und kann jederzeit und kostenlos geändert werden. Die Erklärung dieser Entscheidung muss natürlich jederzeit, unabhängig von der Beantragung eines neuen Personalausweises, möglich sein. Deshalb befürworte ich bis zum Ende einer Übergangszeit - ich denke, dass 10 Jahre sinnvoll wären - eine Lösung, nach der alle, die nichts erklärt haben, der Organentnahme zustimmen. Natürlich kann jeder in der Übergangszeit seinen Willen weiterhin per Organspendeausweis und/oder Patientenverfügung erklären.
Schweigen als Zustimmung ist bereits in unserer Rechtsordnung zahlreich festgelegt - warum nicht auch hier?

P.s. Ich habe natürlich so ein Kärtchen, weil ich den Gedanken unerträglich finde, meine Angehörigen in die Pflicht zu nehmen, das zu entscheiden, nur weil ich zu faul war. Ich will ein selbstbestimmtes Leben führen und deshalb auch, soweit möglich, alle Entscheidungen treffen, die über meinen Tot hinaus wirken. Die Frage, ob noch irgendeines meiner Organe zur Transplantation taugt, muss ich nicht treffen - das können Transplantationschirurgen besser.
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